Hintergrund: Ich war auf der Suche nach einem neuen Freeracesegel. Vorhanden waren Duotone S_Pace 6.6-7.8 und ein E_Pace 6.2. Die S_Pace passen gut zu meinem Flikka Freeracer. Zu mir passen sie aber nur gut solange es geradeaus geht, Wasserstarten und Halsen waren damit nicht so mein Ding. Und da Ich keine Rennen gewinnen muss darf es gerne etwas bequemer sein. Das E_Pace erfüllt das "bequem", ist aber doch vom Fahrgefühl sehr soft. Ich wollte daher irgendwas genau dazwischen, am besten auf der Geraden das S_Pace und ansonsten das E_Pace.
Dann hab Ich vom neuen Sailloft Cross HR gehört, Mundpropaganda und Surftest machten neugierig. Aber passen meine Masten? Das Cross braucht RDM, meine großen Masten waren alle SDM. Aber ein alter North 430 RDM lag noch rum. Also ne Mail an Sailloft geschrieben ob der passt und damit nahm das "Verhängnis" seinen Lauf. Antwort kam sehr schnell, kurz telefoniert und das Ergebnis war: komm doch einfach vorbei und wir packen den Mast mal in das Segel.
Der Besuch bei Olaf und Gerrit war dann der Hammer, Ich habe selten so nette Leute getroffen, habe denen einen ganzen Nachmittag Arbeitszeit "geklaut". Zwischen Schnacken über alte Zeiten, Surfen und Surfindustrie hat Olaf mir den Mast probegeriggt, sein OK gegeben und mir nebenbei noch die komplette Trimmrange für das Segel gezeigt. Sowas von Kundennähe ist wirklich herausragend aber typisch für Sailloft, die ganze Firma liegt noch komplett in der Hand der beiden obwohl die schon lange nicht mehr zu den "kleinen" gehören. Rausgegangen bin Ich dann mit einem Cross HR 6.7, einem 7.7 und einem Redline 460, für das 7.7 reicht leider der 430 nicht mehr.
Aufbau und Trimm:
Ich gebe das mal verkürzt wieder was Olaf mir erzählt hat, habe auch versucht ein paar Photos zu machen, ist aber gar nicht so einfach das wirklich gut wiederzugeben. Auf jeden Fall kann ich das Youtube Video zum Curve empfehlen. Vom Trimm her ist das eigentlich das gleiche wie beim Cross: Sailloft Curve Aufbau und Trimm
Beim Aufbau kam der Tipp eine große Falte in der Gabelaussparung zu legen, damit nimmt man sehr viel Spannung aus der Vorliekskurve. Das Segel mit der Hand oberhalb der Gabelaussparung festhalten dann kann man den Mast direkt bis zum Top einschieben. So vermeidet man auch die vielen Aufriggknicke im Monofilm.
Getrimmt wird das Segel dann komplett über das Vorliek, Ich habe darum bewusst auch für die Photos keine Gabel montiert. Man orientiert sich an der Stellung der Latte zum Mast, nimmt die Latte oberhalb der Gabelbaumaussparung als Referenz. Beim Trimmen kann man auch sehr gut von unten in die Masttasche schauen. Minimal oder "Sacktrimm" ist Lattenspitze ca. einen Fingerbreit vor dem Mast:
Je weiter man am Vorliek zieht desto weiter wandert die Lattenspitze nach hinten. Standardtrimm wäre wenn die Lattenspitze bündig mit der Mastvorderkante ist, Starkwindtrimm wenn die Lattenspitze neben dem Mast liegt, max. 1/3 nach hinten. Mit der Power XT 2.0 sind das ca. 7 Klicks von den Endpositionen. Das ist ne ziemliche Range, das E_Pace hat da z.B. max. 4 Klicks Spanne.
Das Looseleech ergibt sich damit von selbst, man guckt also nicht aufs Leech sondern trimmt nur nach der Lattenposition. Im Sacktrimm ist nur das Feld zwischen Latte 1+2 locker. Im Maxtrimm geht das Looselech bis ins Feld zwischen Latte 3 und 4. Das sieht dann ähnlich aus wie bei nem Racesegel, Point 7 kam mir auch in den Sinn. Die Masse auf dem Segel sind nur zur Einstellung des Materials (Verlängerung/Gabel). Ist aber em Ende wurscht was auf der Verlängerung steht. Wenn ihr Starkwindtrimm braucht und es ist kein Platz mehr dann muss die Verlängerung eben ein Stück raus. Bei den Längenangaben gibts einiges an Toleranzen und auch Abweichungen wie die Hersteller ihre Verlängerung markieren. Und auch die richtige Gabellänge hängt z.B. von der montierten Gabelhöhe ab, je höher die Gabel desto länger muss sie sein für den gleichen Trimm. Mal ein paar Bilder, jeweils Starkwind und Standardtrimm.
Das Schothorn wird dann jeweils nur leicht festgemacht, wenn man das Segel mit der Hand in die Neutralstellung zieht max 1 cm weiter. Da hab Ich keine Photos zu , das sieht man viel besser im Video. Wichtig ist das man mit jeder Änderung am Vorliek (und auch der Gabelhöhe !) auch das Schothorn anpasst. Zu dolles "flachziehen" soll nicht so gut sein. Das Segel hat so schon ein deutliches und strammes Profil. Richtig zieht sich das Profil aber erst unter Winddruck rein und wird dann nochmal tiefer.
Fahrgefühl:
Ich bin ja kein Profitester, darum nur die subjektiven Empfindungen. Gefahren bin Ich beide Segel, 7.7 nur auf dem Freeracer, 6.6 auch auf 95l/60cm Flikka Freewave und auf einem Fanatic Gecko 122. Spot Hvide Sande Süd, Westwind, wie immer ziemlich Böig, Teilweise 6er Grundwind mit 8-9 er Böen laut Messung der Windstation. Kommt natürlich nicht alles so am Fjord an.
Fürs 7.7 war nur einmal kurz passender Wind, fühlte sich sehr passend zum 125l/75 cm Flikka an. Tatsächlich etwas ausgewogener als das 6.6 wobei auch das viel Spass gemacht hat.
Allgemein haben die Segel wirklich vie Power im Angleiten, da habe ich eigentlich keinen Unterschied zum S_Pace bemerkt. Das Fahrgefühl ist straff, den Wechsel wenn sich das Profil reinzieht merkt man komischerweise kaum. Das kenne Ich von softeren Wavesegeln ganz anders und hätte ich so nicht erwartet. Auf der geraden fühlte es sich tatsächlich kaum anders an als das S_Pace. Nur in den Hammerböen war dann natürlich schneller Schluß als bei einem 3Cam Segel. Wirklich überpowert so daß man vorne an der Gabel wegdrücken muss wars nur sehr selten. EInen Tag habe Ich dann mal aufs 5.7 Duotone Superhero gewechselt. Das war keine sinnvolle Alternative, in den Böen immer noch überpower aber zwischendurch einparken. Ist aber natürlich auch ne ganz andere Segelklasse. Gewünscht hab ich mir für die Tage ein 6er Cross, das wird wohl auch für Flachwasser das 5.7 ersetzen.
Auf dem Freewave hat sich das 6.7 nicht verkehrt angefühlt, aber das würde Ich nur machen solange es keine Wellen hat, für den Fjord oder See passt es aber. Auf dem Gecko passt es ebenfalls gut, fühlt sich da nicht zu racig an.
Halsen waren kein Thema, das 6.7 hab Ich gedankenlos wie meine Wavesegel behandelt, das 7.7 brauchte etwas mehr Aufmerksamkeit, da merkt man das alles etwas träger geht beim Shiften. Wassertstart kein Thema, wie gewohnt kann man das Profil mit der Hand hochdrücken und das Segel oberhalb der Gabel über den Kopf ziehen, Wavetechnik, zum Top Schwimmen war nicht nötig.
Trimmvarianten habe ich alle ausprobiert. Sacktrimm war nicht so passend, da war das Segel in den Böen gefühlt zu schnell am Limit. Der Standardtrimm passte eigentlich immmer, nur an dem einen Tag mit an sich zu viel Wind fürs 6.7 half dann der Starkwindtrimm. Angleiten war gefühlt vom Sack zu Standard nicht wirklich schlechter, im Starkwindtrimm dann etwas weniger Power.
Es mag platt klingen aber die Segel sind wirklich genau was ich gesucht habe. Da ja alles in Schubladen muss: ob das nun Freeride oder Freeracesegel sind? Keine Ahnung, Manöverorientiert sind sie nicht also eher kein Bump und Jump Segel. Aber unkompliziert zu fahren, viel Power und auch richtig schnell. Meine persönlichen Rekorde die Ich mit ner Coros Uhr zum Spass mitlogge habe Ich alle mit dem 6.7 und dem Flikka Freerace eingestellt (gegen S_Pace auf Flikka Freerace und S_Pace auf Patrik F-Race).
Sorry für den Roman, Ich fand die Sailloftjungs hams verdient für das Super Segel und den Support, wenn Ich was vergessen habe fragt gerne.